WALDBIBLIOTHEK
FORSTBETRIEBSGEMEINSCHAFTEN SCHWÄBISCHER WALD
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Waldbau


Waldbau ist der zentrale Bestandteil forstlichen Handelns mit der Aufgabe, Waldentwicklung nachhaltig so zu steuern, dass standortsgerechte, stabile und klimabeständige Waldbestände erhalten oder geschaffen werden. Dabei sollen alle vor Ort wichtigen Waldfunktionen auf Dauer gewährleistet werden.

Waldbauliches Handeln stützt sich auf zahlreiche Informationsgrundlagen, allen voran die Forstliche Standortskartierung, die den Standort aufgrund von groß- und kleinklimatischen Besonderheiten, Exposition und Geländemorphologie, geologisch-bodenkundlichen Befunden sowie pflanzensoziologischen Aufnahmen und waldwachstumskundlichen Einschätzungen beschreibt, wobei auch waldgeschichtliche Erkenntnisse einfließen.
Daraus werden für jede Standortseinheit nach Baumarten und Baumartenmischungen deren Chancen und Risiken beurteilt und konkrete Empfehlungen für die Praxis abgeleitet.

Auf diesen Grundlagen und den örtlichen waldbaulichen Erfahrungen gründet sich die mittelfristige forstliche Planung, die Forsteinrichtung, die dem/der Waldbesitzenden die Entscheidunghilfe bietet.

Im öffentlichen Wald fußen hierauf Bewirtschaftungsmodelle für unterschiedliche Waldentwicklungstypen.

Waldentwicklungstypen

Waldentwicklungstypen sind Waldbestände mit ähnlichem waldbaulichen Ausgangszustand und Zielsetzung.

Die Richtlinie beschreibt waldbauliche Behandlungsprogramme von der Waldverjüngung über die Jungbestandspflege und die Durchforstung bis zur Holzernte.

Sie ist für den Staatswald verbindlich. Kommunale und private Waldbesitzer können sie ebenfalls anwenden. Sie enthält ein breites Angebot waldbaulich anerkannter sowie rechts- und zertifizierungskonformer Verfahren.

Waldentwicklungstypen 2024

Aufgrund der geänderten und sich weiter ändernden Umwelt- und Klimabedingungen wurden WET-Risikokarten sowie WET-Klimakarten erstellt die Sie in der Waldbibliothek im Buch Klimawandel / Klimaschutz / Klima-Anpassung finden:

Klimaanpassung in BaWü

Waldverjüngung

Naturverjüngung

Wald verjüngte sich durch Samenbildung und -Verbreitung schon immer natürlich. Die Zusammensetzung und Struktur des jungen Waldes hängt maßgeblich ab von

  • der Anzahl und Vitalität der Elternbäume,
  • vom Lichtangebot, also der Struktur des Altholzes, von der Bestandesdichte und von Bestandeslücken, denn die Baumarten haben völlig unterschiedliche Ansprüche an Licht und Wärme und von der Art, Dichte und Konkurrenzkraft der Bodenvegetation
  • vom Standort, Boden, Humus, Wasser- und Nährstoffhaushalt sowie
  • von der Wilddichte, insbesondere der des Schalenwilds.

Natürlich verjüngte Wälder haben viele Vorteile: 

  • Sie stammen genetisch von den Altbäumen ab und sind mutmaßlich standortsangepasst.
  • Ihr Wurzelwerk kann sich von Anfang an ungehindert entwickeln,ein wichtiger Faktor für die spätere Stabilität, etwa gegen Sturm und Schneelast.
  • Kleinstandorte werden automatisch mit den geeigneten Baumarten besiedelt.
  • Für den Waldbesitzer kommt der Vorteil hinzu, dass der naturverjüngte Wald nahezu kostenlos in der Begründung ist.

Um die eigenen waldbaulichen Ziele zu erreichen, die nicht völlig mit vollständiger natürlicher Sukzession deckungsgleich sein müssen, muss der Waldbesitzer steuernd eingreifen, die Samenbäume frühzeitig fördern und die waldbauliche Verjüngungsmethode dem Ziel anpassen. Das kann im Tannen-Plenterwald einzelbaumweise Ernte, im Buchenwald gruppen-/femelartige Eingriffe bedeuten. Sollen Eiche oder Kiefer natürlich verjüngt werden, kann auch eine raschere Räumung des Altholzes zweckmäßig sein. (siehe Waldentwicklungstypen)

Pflanzung

Die Naturverjüngung von Waldbeständen ist im Rahmen der naturnahen Waldwirtschaft, wo immer möglich, vorrangig. Dennoch gibt es Rahmenbedingungen, unter denen die Pflanzung aus waldbaulicher oder betrieblicher Zielsetzung sinnvoll ist:

  • nach Schadereignissen,
  • bei hoher Konkurrenzvegetation,
  • beim Ausbleiben geeigneter Naturverjüngung
  • bei angestrebtem Baumartenwechsel und Fehlen geeigneter Samenbäume
  • bei ungenügender Qualität der Ausgangsbestände
  • bei der Auspflanzung lückiger Naturverjüngungen/Nachbesserung in Kulturen
  • bei Pflanzung als Ausgleichsmaßnahme für Waldinanspruchnahme bzw.
  • bei Neuaufforstung (>> Antragsformulare nach §25 Landschafts- und Landeskulturgesetz)

Pflanzen und Pflanzverfahren

Video-Präsentation: Abbaubare Wuchshüllen
ARBOTRADE Wuchshüllen

Waldpflege

Gepflegter Mischwald in Verjüngung
(©Foto: Dr. G. Strobel)

Ist der Wald einmal - durch Naturverjüngung oder Pflanzung verjüngt, könnte man doch einfach warten! Der Wald wächst ja schließlich von alleine, oder nicht?

Mit Pflegeeingriffen, der Jungbestandspflege oder später der Durchforstung, wird die Waldentwicklung dorthin gesteuert, wo der Waldbesitzer sie haben möchte.

Im Idealfall ist das Ziel ein an den Standort angepasster, in seiner Zusammensetzung naturnaher Waldbestand, der wertvolles Holz liefert und alle vor Ort wichtigen Waldfunktionen berücksichtigt.

Ziele der Waldpflege können sein:

Waldbaulich-ökologische Ziele

  • Förderung von standortsheimischen Baumarten in naturnaher Mischung
  • Steuerung von standortsgerechten Baumarten-Mischungsverhältnissen und derer Konkurrenzbeziehungen
  • Erreichen bestimmter Waldstrukturen (Tannen-Plenterwald mit Bäumen unterschiedlichsten Alters und Dimension auf gleicher Fläche, Stufige Femelstrukturen mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen und damit ökologischen Bedingungen, u.a.m.)
  • Hohe Stabilität von Einzelbäumen und Waldbeständen
  • Erreichen eines naturnahen Anteils an Altholz und Totholz als Lebensraum vielfältigster Tiere, Pflanzen und Pilze

Wirtschaftliche Ziele

  • Steuerung der Baumartenzusammensetzung oder Mischungsverhältnisse
  • Förderung gesunder Bäume mit hoher, wertvoller Holzqualität (Geradschaftigkeit, Astreinheit, gleichmäßiger Jahrringaufbau)
  • Konzentration des Holzzuwachses auf die wertvollen Zukunftsbäume (Auslesedurchforstung und Förderung der Kronenentwicklung von qualitativ hochwertigen Bäumen)
  • Hohe Stabilität von Einzelbäumen und Waldbeständen

Im einfachsten Fall eines Reinbestandes geht es darum, die stabilsten und qualitativ besten Bäume (Zukunftsbäume oder Z-Bäume) zu fördern, in dem ihre stärksten Konkurrenten bei der Durchforstung entfernt werden. Erfolgt dies aber zu früh und zu schnell, werden die Äste stark. Dies ist zwar für den Zuwachs vorteilhaft, da die Krone ja der Wachstumsmotor des Baumes ist, andererseits sind starke Äste ein Qualitätsnachteil am Holzmarkt.

In waldbaulich anspruchsvolleren, aber stabileren Mischbeständen geht es auch um eine so genannte "Mischwuchsregulierung ", also eine Steuerung des Waldwachstums in Kenntnis der Konkurrenzbeziehungen von Baumarten sowohl innerhalb  als auch zwischen den Arten.

Über die Steuerung des Lichthaushalts (Eingriffsstärke und Eingriffsweise) werden nicht nur Zuwachs und Mischungsverhältnisse gesteuert, sondern, falls gewünscht, auch die Naturverjüngung gefördert. (siehe Waldentwicklungstypen und Kapitel Waldverjüngung)