Boden und Bodenschutz
Fruchtbare Böden sind eine begrenzte Ressource, die weltweit vor allem durch Erosion, Schadstoffeinträge und die Überbauung mit Siedlungen und Verkehrswegen zunehmend gefährdet sind. So kann ein Baggerbiss in den Boden in einem Augenblick zerstören, was in hunderten bis zehntausenden Jahren entstanden ist. Schadstoffeinträge können Böden für die Erzeugung von gesunden Nahrungsmitteln irreversibel unbrauchbar machen.
Inhaltsübersicht
Verwandte Themen:
Nachhaltig und naturnah bewirtschafteter Wald ist der wirkungsvollste Schutz der endlichen Ressource Boden, da Wald
Bodenschutz im Wald
Waldboden ist Boden des Jahres 2024
Der Waldboden ist vom Kuratorium Boden des Jahres zum Boden des Jahres gekürt worden. Die Schirmherrschaft hat Bundeswaldminister Cem Özdemir übernommen.
Waldböden tragen als Vegetation natürliche und vom Menschen gepflanzte/verjüngte Wälder. Im Unterschied zu fast allen anderen Landnutzungformen werden sie nicht oder nicht mehr durch Bodenbearbeitung umgestaltet, gedüngt oder bewässert.
Sie besitzen eine Streuauflage vorwiegend aus Laub und Nadeln der Waldbäume, aus Fruchtschalen und Zweigen, aus der Streu der Strauch- und Krautschicht sowie zum Teil aus vermoderndem Holz, toten Tieren und Pilzen.
Aus der Streuauflage entwickeln sich je nach Streuart, Wasserhaushalt und Nährstoffversorgung unterschiedliche Humusformen durch Zerkleinerung, Humifizierung und Mineralisierung. Die Baumvegetation sowie die Intensität der Nutzung durch den Menschen beeinflussen die Bodenentwicklung wesentlich.
Der Waldboden mit seiner Belebtheit sowie seinen chemischen und physikalischen Eigenschaften beeinflusst die Zusammensetzung und Morphologie des Bestandes, dessen Wuchsleistung, Holzqualität, Verjüngungskreaft und Widerstandskraft gegen Schädlinge, Witterung und Klimawandel.
Waldboden ist Boden des Jahres 2024
Foto: BMEL
Bodenverdichtung
Bodenschutz ist vielleicht das am meisten vernachlässigte Thema in der praktischen Waldwirtschaft. Dabei haben Böden ein sehr langes "Gedächtnis".
Befahrung verdichtet Böden - in menschlichen Zeiträumen sind die Verdichtungsschäden meist unumkehrbar. Ganz besonders dann, wenn es sich um lehmig-sandige Böden mit guter Struktur und gutem bis sehr gutem Boden-Luft-Haushalt handelt, wie sie im Welzheimer Wald häufig vorkommen.
Tiefreichende Bodenverdichtung -
die unterschätze Gefahr
©Foto: Marco Walser, WSL
in "Physikalischer Bodenschutz im Wald "
Bodenverdrückungen
Obgleich die unsichtbaren Verdichtungsschäden ungleich schädlicher sind für die Bodenstruktur, wird über Bodenverdrückungen nach Holzernteeinsätzen immer wieder emotional diskutiert:
Waldbesucher sehen darin eine "Landschaftsverschandelung". Amphibienschützer freuen sich über neue Kleinbiotope in den Fahrspuren.
Tatsache ist, dass das früher übliche Rücken bei Frostwetter wegen der im Klimawandel immer selteneren Frostperioden kaum mehr möglich ist.
Welche Maßnahmen können ergriffen werden?
Bodenschutz beginnt mit der geeigneten Maschinenwahl (Gewicht, Anzahl Räder) und der entsprechenden Ausrüstung (Bereifung, Bogie-Bänder ).
Oberflächlich Bodenverdrückung
©Foto: Dr. G. Strobel
Richtlinie zur Feinerschließung
(Landesforstverwaltung BW)
Der bodenschonende Maschineneinsatz erfordert ein sorgfältig geplantes Feinerschliessungssystem. Je nach den Witterungsverhältnissen ist die Bodenfeuchte vor Ort als eine Grundlage für den Entscheid über einen möglichen Maschineneinsatz zu erheben. Je feuchter ein Boden ist, umso empfindlicher ist er bezüglich Belastung. Nach Möglichkeit sollte man deshalb Einsätze auf alternativen, weniger empfindlichen Böden vorsehen.
Vorbeugend können Reisigmatten auf den Rückegassen verwendet werden.
Boden und Klimaschutz
Neben den Weltmeeren und den Wäldern ist der Boden ein großer Kohlenstoffspeicher. Der Humus im Boden, also der Anteil zersetzter und umgewandelter organischer Substanz, enthält Kohlenstoff, der so der Atmosphäre entzogen ist.
Neben dem positiven Effekt auf das Klima hat der Boden auch einen direkten Einfluss auf die unmittelbare Umgebung. Die im Boden gespeicherte Wärme und die von den Pflanzen gesteuerte Verdunstung des Bodenwassers beeinflussen die Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit vor Ort. Der Temperaturunterschied zwischen bebauten und unbebauten Bodenoberflächen ist immens. Ein bewachsener Boden sorgt über die Verdunstung für erhebliche Abkühlung. Darüber hinaus erwärmt sich ein bewachsener Boden weniger stark als eine Asphaltdecke. Der Effekt ist an warmen Sommertagen sehr schön in Parkanlagen oder im Wald spürbar.
Böden beeinflussen das Klima
auf lokaler und globaler Ebene
(Quelle: FG II 2.7 / Umweltbundesamt)
Moorböden
Die Moore dieser Welt speichern mehr CO2 als alle Wälder zusammen!
Moore entwickeln sich in sehr langen Zeiträumen in flachen, abflusslosen Lagen aus Seen. Aus langsam verlandenden Seen entstehen Niedermoore (Moorniveau = Wasserspiegel) und daraus mit der Zeit - nur durch Regenwasser gespeist - sich über den Wasserspiegel "uhrglasförmig" hinaus erhebende Hochmoore.
Im nassen Milieu sind Torfmoose (Sphagnum spec.) praktisch konkurrenzlos. Das Besondere an Torfmoosen ist, dass im wassergesättigten Milieu unentwegt wachsen, während ihre unteren Pflanzenteile kontinuierlich absterben. Diese abgestorbenenen Pflanzenreste werden unter Sauerstoffausschluss nicht vollständig zersetzt. So entsteht Torf. Mit dem abgelagerten organischen Material wird auch der Kohlenstoff für Jahrtausende im Moor festgelegt.
Deshalb ist die natürliche Torfbildung für unsere Klimaziele so wichtig. Torf sollte deshalb nicht abgebaut und als Gartendünger gekauft werden.
Gespeicherter Kohlenstoff nach Ökosystemen
(Grafik-Quelle: Bodenatlas 2015 - Heinrich-Böll-Stiftung)
Waldboden als Methansenke
Der Waldboden ist sowohl Wasser- und Nährstoffspeicher als auch -filter, aber vor allem auch: ein unterschätzter Klimaretter! Denn dort bauen Bakterien völlig unbemerkt das besonders klimaschädliche Treibhausgas Methan ab.
Feldarbeit auf den Intensivmessflächen
des Umweltmonitorings der FVA
(Foto: Carolin Klemd)
Informationsquellen